Freitag, 14. März 2008

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Ambivalente Gefühle

Ob man will oder nicht, man kommt derzeit den Gedenkfeiern anläßlich des 70. Jahrestages des „Anschlusses“ nicht aus.

Eigentlich hängt mir das alles schon zum Hals heraus. Ständig werde ich dazu aufgefordert, die Vergangenheit zu bewältigen.

Was soll ich darunter verstehen ?
Wie soll ich das machen ?
Wenn es bedeutet, dass ich die damaligen Ereignisse verurteilen soll, OK ! das tu ich. Obwohl ich aus Geschichtsbüchern weiß, wie es dazu kommen konnte, wie die Menschen damals in Österreich in Armut und unmöglichen politischen Verhältnissen leben mußten, finde ich diesen Jubel am Heldenplatz aus heutiger Sicht nicht gerade ein Ruhmesblatt für die Österreicher. Und was danach kam kann einen normalen Menschen nur mit Abscheu erfüllen. Daß solche Gräueltaten im Land der Dichter und Denker geschehen konnten ist einfach unfassbar.

Aber ich bin doch auch noch eine Zeitzeugin, war 1938 zwar noch ein Kindergartenkind, aber immerhin habe ich die Zeit bis zum Kriegsende stetig bewußter miterlebt. Aber ich war eben ein kleines Kind und habe politisch absolut gar nichts angestellt. Zwar war mein Vater ein Illegaler, aber wenn mich irgendwer dafür verantwortlich machen würde, so wäre das Sippenhaftung und dagegen wehre ich mich.Außerdem war er nicht einer, der zugestimmt hätte, daß Menschen „vergast“ werden. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass alle, die bei Hitlers Einmarsch in Jubel ausgebrochen sind potenzielle Mörder und Menschenvernichter waren.

Das Argument : Man muß die Erinnerung lebendig erhalten, damit so etwas nie wieder geschieht… lasse ich natürlich gelten, obwohl ich daran zweifle, daß jemals aus der Geschichte gelernt wurde und wird. . Ich bin überzeugt davon : wenn die Verhältnisse entsprechend sind, wenn die Menschen keine Arbeit haben, kein Selbstwertgefühl, Hunger und Ausgrenzung erleben müssen, dann sind sie auch anfällig dafür wenn einer kommt und „Erlösung“ verspricht. Und in so einer Situation sind Menschen auch bereit, extrem und fanatisch zu handeln.

Wie hat schon Bert Brecht so schön gesagt :

„ Erst kommt das Fressen und dann erst die Moral“

Wie leicht vor allem die Jugend zu allen Zeiten verführbar ist zeigt das Experiment in den 60erJahren in Amerika :“ Die Welle“ , das jetzt als Kinofilm zu sehen ist.
Und das Milgram-Experiment aus der selben Zeit, beweist, dass 90 von 100 Menschen widerspruchslos unmenschliche Anweisungen durchführen, wenn sie ihnen entsprechend autoritär gegeben werden.

Ich glaube von mir, dass ich mir „treu“ bliebe…. Aber wenn ich ganz ehrlich bin , kann ich es nicht mit Sicherheit behaupten. Wer weiß, wie ich mich in einer Extremsituation wirklich verhalten würde ? egal, was ich heute von mir glaube.

Ich kann nur hoffen, daß ich diesbezüglich nie auf die Probe gestellt werde

Donnerstag, 13. März 2008

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Heute Nacht habe ich wieder von meiner Krankheit geträumt.

Es sind nun schon 4 1/2 Jahre seit der Operation vergangen und man sagt ja, nach 5 Jahren gilt man als "gesund".

Diese "magischen 5 Jahre" haben aber eher nur einen statistischen Wert...Wenn ich an Renate oder Lioba denke, die nach 8 bzw 10 Jahren einen Rückfall erleben mußten, ist diese Zahl wenig tröstlich. Trozdem bin ich voller Zuversicht. Ich habe doch mein Leben vollkommen umgestellt und mir eine grundsätzlich positive Einstellung zugelegt !
Ich habe mich mit meinemKrebs auseinandergesetzt und arrangiert und ich sehe mich so wie auf dem Bild, das ich vor 3 Jahren gemalt habe.

cancer

Aber das Bewußtsein, daß diese Krankheit immer noch in mir schlummert ist offenbar ständig , wenn auch unterwußt gegenwärtig.

Vielleicht ist das gut so , damit ich nicht "übermütig" werde ?

Dienstag, 11. März 2008

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Heute Nachmittag war ich wieder in der Ordination arbeiten..
Naja, arbeiten ---- ich reiß mir da nicht die Haxn aus, muß nur das Telefon bedienen, die Patienten einlassen, die Kartei verwalten , die Honorarnote schreiben und kassieren. Es ist also keine anstrengende Sache.

Aber ich rede auch ein wenig mit den Leuten, wenn sie warten müssen und anscheinend kommt das auch gut an. Denn heute hat mir eine Patientin Blumen gebracht, weil " ich immer so nett zu ihr bin", wie sie gesagt hat.
Das freut mich natürlich schon sehr !
Nicht nur Roy ist mit mir zufrieden, anscheinend finden auch die Patienten , dass ich meine Sache gut mache.

Die Anerkennung genieße ich natürlich sehr..... ist doch unvergleichlich schöner etwas zu tun, als mit dem Strickstrumpf hinter dem Ofen zu sitzen und auf das Ende zu warten.

Montag, 10. März 2008

Schutzengel

Engel
Nach vielen Versuchen die ich allesamt wieder verworfen habe, ist es mir gelungen, ein Bild von meinem Schutzengel zu malen.
Dieses Bild ist übrigens schon verkauft.
Ich habe mich nicht leicht davon getrennt, aber als mich eine krebskranke Frau gebeten hat, dieses Bild erwerben zu dürfen, hab ich das Original losgelassen.
Ich habe aber eine Kopie davon über meinem Bett hängen.
Es gibt da solche Kopien auf Leinwand, die sehr gut aussehen.

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Tolle Sicht

Also es ist ja wirklich faszinierend, wie gut ich jetzt wieder sehen kann ! Diese Helligkeit, diese Farben, diese Details ! super !

Und dieser Dreck !

Die tolle Sehkraft hat auch Nachteile..

Ich hatte immer die „Gewissheit“ , einen makellosen Haushalt zu haben…. Naja… beinahe makellos wenigstens. Jetzt, mit meinen neuen Augen sehe ich aber zu meinem Schrecken jedes noch so kleine Stäubchen. Ich registriere jedes Bröserl in der Bestecklade, jeden Wassertropfen auf den Edelstahlelementen, jedes Flankerl auf dem Teppich…..und ich erkenne auch Falten und Flecken im Gesicht bei mir und Anderen. Ich sehe einfach alles, was mir durch den (gütigen) Schleier des Grauen Stars bis vor kurzem verborgen geblieben war.

Mit den Unebenheiten meines Antlitzes muß ich mich mehr oder weniger abfinden und damit trösten, daß es kein Einzelschicksal ist, wenn man mit 75 Falten und Flecken hat.
Aber der Kleindreck in meiner Wohnung ! Ja , es ist Kleindreck, denn im Großen und Ganzen lebe ich ohnhin in geordneten Verhältnissen.

Aber angesichts derr neu gesichteten Details fühle ich mich gezwungen zu putzen.
All die Zeit, die ich noch vor einpaar Wochen dafür verwendet habe spazieren zu gehen, zu lesen, zu malen, zu schreiben, Freunde zu treffen, Ausstellungen zu besuchen, zu telefonieren, CDs zu hören, zu walken, Qigong zu machen, zu meditieren, meine Kinder und Enkelkinder zu besuchen, sonstwas zu tun oder einfach nur zu faulenzen… verbringe ich damit zu putzen.

So kann das nicht weitergehen !!!

Ich werde mir selber eine Therapie der Drecktoleranz verordnen .
Ich habe doch bis zur Augenoperation sehr zufrieden und glücklich mit dem „Kleindreck“ gelebt. Warum soll ich mir meine Lebensqualität von meinem neuen Putzwahn verderben lassen ?

Außerdem hat ohnehin kein Mensch jemals behauptet, bei mir sei es schmutzig. Und eigentlich kann ich ja darauf vertrauen, dass niemand meine Bestecklade nach Bröseln untersuchen wird. Wenn ich wo zu Besuch bin mach ich das doch auch nicht.

Ich beginne ab jetzt sofort mit aufhören zu putzen…. Ich lasse alles liegen und stehen und fahre nach Schönbrunn zum Ostermarkt….. Brösel hin, Stäuchen her. Ich setze einfach eine Sonnenbrille auf und pfeife drauf. Jawohl !!!!

Samstag, 8. März 2008

Jeans

Als ich heute unterwegs war, begann ich mal zu zählen wie viele Menschen Jeans anhaben.
Bald habe ich aber die Zählerei aufgegeben, denn schäzungsweise sind 90% aller Leute blau behost und das unabhängig von Geschlecht, Alter und Figur. Nur die Generation der über 80Jährigen scheint diesbezüglich zurückhaltender zu sein

Wow ! Kann man sich eine Welt ohne Jeans überhaupt noch vorstellen?

Man kann!
Zumindest ich kann mich noch an diese unglaubliche Zeit erinnern. Ich war erst 15, als aende der 40erJahre in Wien die ersten Jeans gesichtet wurden. Sie waren hier aber noch nicht zu kaufen. Ein Freund meines Bruders war als Austauschstudent in den USA und ich, bzw. mein Bruder konnte ihn dazu bringen, uns jeweils so ein kultiges Beinkleid zu schicken.
Meine Freundinnen beneideten mich brennend und mein Ansehen im Freundeskreis stieg enorm an.
Das war Mitte des vorigen Jahrhunderts !!!! Inzwischen gibt es kaum einen Flecken auf dieser Erde, wo Jeans nicht mit Begeisterung getragen werden. Alle tragen die blauen Hosen, es ist fast wie eine Uniformierung.

Was hat diesen unglaublichen Siegeszug über die ganze Welt bewirkt? Wieso hat sich dieses seltsame Kleidungsstück so lange in einer Gesellschaft gehalten, wo so viel Wert auf Individualismus gelegt wird ?

Ich habe nachgegooglet : über die Gründe des Erfolges habe ich nichts gefunden, aber über den Ursprung .
Jeans gibt es schon seit über 130 Jahren in Amerika. Levi Strauss, ein in Deutschland geborener Auswanderer hat am 20. Mai 1873 das Patent für Jeans angemeldet. Ob der damals erwartet hätte, dass die blauen Arbeitshosen über 130 Jahre lang so ein Hit sein werden ?
In Deutschland und Österreich gibt es sie erst seit 1953 ( Ha!.... Ich hatte schon 1949 welche) und wie es ausschaut werden noch weitere Generationen viele Jahre lang blau behost herumlaufen.

Ich habe jedenfalls zurzeit vier verschiedene Jeans und überlege gerade, ob ich mir solche mit Stickerei am Bein zulegen soll. Oder bin ich schon zu alt für sowas ?
Ach was !!!!!
Put on my jeans and feel allright !

Freitag, 7. März 2008

hallo

nach langer Zeit bin ich wieder zurück.

Warum diese lange Pause ?
keine Ahnung... es hat sich einfach so ergeben.

Inzwischen ist auch viel geschehen : ich habe eine Ausstellung meiner Bilder gemacht und damit großen Erfolg gehabt : Besonders die Bilder, die ich in der Akutphase meiner Krankheit gemalt habe wurden als sehr interessant gefunden. Verkauft hab ich allerdings die Bilder von der Zeit nachher... die positiven, die meine Überwindung der Krankheit und meine neue, positive Einstellung zum "neuen" Leben darstellen.
Ich male natürlich weiter!

Inzwischen hab ich aber auch einen "Job"... mit meinen 75 Jahren. Roy hat eine eigene Praxis eröffnet und ich manage von zu Hause aus per Telefon seine Termine und bin einmal wöchentlich Sprechstundenhilfe bei ihm. Mein lieber Sohn ist sehr zufrieden mit mir. Ihm ist es eine Hilfe, weil er sich damit eine bezahlte Kraft erspart und mir gibt es viel Selbstvertrauen, noch etwas Sinnvolles in meinem Alter leisten zu können. Als "Honorar" bekomme ich eine schöne Reise im Sommer geschenkt.

Tja... und plötzlich hab ich wieder Lust ein digitales Diarium zu führen. Im guten alten, handgeschriebenen Tagebuch hab ich eh nie aufgehört.

wie geht es mir heute ?
guuuut !
das kühle, klare Wetter ist Balsam für meine Seele und angenehm für meinen Körper, bin heute fit wie schon lange nicht. Nur meine Augen sind nach der Operation noch ziemlich lichtempfindlich. (Hatte vor 2 Wochen auf beiden Augen eine Star-Op ) Ich muss auch zu Hause eine dunkle Brille tragen. So strahlend hell und bunt hab ich die Welt schon seit Jahren nicht mehr gesehen.

Ich hatte mich stets gewundert, wenn die Leute die fröhlichen Farben meiner Bilder gelobt haben, ich hatte sie immer als eher dezent empfunden. Jetzt sehe ich aber selber, wie farbenfroh und bunt sie sind.
Ich empfinde es als Wunder, dass wir Menschen Farben sehen können. Welchen Einfluss Farben auf meine Stimmung und auf mein Befinden haben, kann ich erst jetzt so richtig schätzen.
Ach, ich liebe dieses erste, helle Grün, in den Bäumen vor meinem Fenster... und dieses unwahrscheinliche Himmelsblau ! Und ich verstehe jetzt auch, warum man von der "blauen Stunde" in der Abenddämmerung spricht.
Überall wo ich hinschaue : Farben, Farben Farben !

Wow ! die Welt ist wunderschön !!!!!!
Was machen die Menschen bloß draus !

Samstag, 14. Juli 2007

verliebt in Lappland

Ich komme soeben von einer Reise durch Finnland zurück.
Man verbindet mit diesem Land immer die Vorstellung : Birkenwälder und Seen.
Das stimmt natürlich ! Birken sind vorherrschend, aber der Wald, der unendlich scheinende Wald ist eigentlich ein Mischwald aus Birken und Nadelbäumen, die sich in unendlich vielen, blitzblauen Gewässern gemeinsam mit dem ebenso blitzblauen Himmel und den watteweissen Wolken spiegeln.....vereinzelt steht da auch noch eines dieser typischen, roten Häuschen, mit weissen Fensterrahmen und macht den Farbenrausch in Blau und Grün komplett. ...... wenn es nicht gerade regnet ! aber auch dann liegt eine verzauberte, melancholische Stimmung über der Landschaft, die nicht eigentlich traurig macht in ihrer Helle.
Es ist wunderschön !!!
Aber noch zauberhafter ist Finnland im hohen Norden, in Lappland.
Alles ist ruhig, "entschleunigt", die weite Tundra bietet auf den ersten Blick dem Auge keine Sensationen. Aber das Licht...das polare Licht ist anders als gewohnt. Man sieht die Weite, man sieht die wunderbaren Farbnuancen der kargen Landschaft, man fühlt die Gelassenheit von Tier und Mensch, die dort leben, Man freut sich über die zutraulichen Rentiere, die ungeniert die Strasse überqueren und sich sogar streicheln lassen.
Die Mitternachtssonne, die Helligkeit, die sommerliche Lebensfreude, die Farben in der klaren Luft !!!!
Ach, ich bin verliebt in Lappland !

Dienstag, 22. Mai 2007

Steinschlag

Rummmms !
hat man gespürt, wie viele Steine mir vom Herzen gefallen sind ?

Alle Befunde sind in Ordnung !!!!!!!!!!!!

Ich habe bis jetzt schon fast 4 Jahre überlebt. Ein Jahr noch, dann bin ich offiziell ein " Surviver" nach 5 jahren gilt man nämlich als gesund, wenn auch Metastasen noch nach 10 oder 12 Jahren auftreten können.

Ich lebe.... und ich werde noch einige Zeit weiter leben

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etwas über mich

Geboren vor langer, langer Zeit,. 2 Kinder, 2 Enkelkinder. Nach 44 Jahren Ehe seit 2003 Witwe, . Von Natur aus fröhlich . Auf dem Weg zu mir selber . Ich erteile mir hier im weblog stets selber Lektionen, indem ich über verschiedene Themen reflektiere. Beim Schreiben kann ich in meine Gedanken Klarheit bringen und komme aus belastenden "Gedankenmühlen" heraus. sehr viel kann man über mich erfahren, wenn man http://www.pixelmania.at/user/Jakobsweg anklickt

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Zuletzt aktualisiert: 30. Aug, 14:01

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