wieder Wiener G 'schichten

24. Juli 06

der Steffl brennt !

Gestern sitze ich mit einer Freundin gemütlich im klimatisierten Cafe’ Europe am Graben und schlürfe meinen Eiskaffee.

Man hat in Wien viele Möglichkeiten, Kaffee zu trinken. Da gibt es den
gewöhnlichen Kleinen Schwarzen,
den Grossen Schwarzen,
den Verlängerten
den kleinen und den Grossen braunen
die Melange
die Schale Gold
den Milchkaffee
den Kapuziner, der etwas anderes ist als der italienische capuccino
den gibt es natürlich auch
den Einspänner, den Fiaker, den Häferlkaffee,
den Türkischen Mokka
und seit den 60er Jahren, wo wir alle das erste Mal nach Italien kamen hat sich auch
der Espresso
bei uns etabliert.; und diese Liste ist wahrscheinlich noch nicht vollständig.

Wie auch immer, wir hatten an diesem heißen Tag für einen Eiskaffe entschieden.
Der Graben mündet unmittelbar in den Stefansplatz und wir stellten plötzlich eine ungewöhnliche Unruhe in dieser Gegend fest. Ich dachte immer ,nur die Wiener seien neugierig, aber diese Eigenschaft dürfte wohl fast allen Menschen innewohnen. Jedenfalls merkten wir, dass auch Touristen, die sich naturgemäß in großer Zahl in der City tummeln , aufgeregt zum Stefansdom hinbewegten. Was war da los ?

Wir mussten nicht lange warten., da verkündete der Herr Ober , der sich sofort erkundigt hatte :
: „ Leut’ln, der Steffl brennt „
„wieso ? was? wo? Wie?“
„der Turm brennt. Aus dem Baugerüst kommt Rauch raus !“

Zahlen und hinauslaufen war eins.

Wirklich, da war schon die Feuerwehr und ein Riesenmenschenauflauf. Aber wir bemerkten kein Feuer. Doch, dort am Turm zeigte sich ein kleines Rauchwölkchen. Die Feuerwehrleute werkten ein bisschen herum und bald war der Zauber wieder vorbei. Feuer aus, keine große Sache , nur ein paar Balken des Baugerüstes waren angekohlt.

Aber Erinnerungen wurden wach an die letzten Kriegstage, als der Dom wirklich beinahe zur Gänze ausgebrannt war. Beim Kampf um Wien in allerletzter Minute getroffen, blieben nur noch die Grundmauern stehen und die Wiener versammelten sich trotz schwerer Geschützfeuer und gefährlicher Kampfhandlungen am Stefansplatz um ihr geliebtes Wahrzeichen zu beweinen. Ich werde den Anblick der lohenden Flammen aus dem Dach des Kirchenschiffes nie vergessen.Die größte Glocke Europas, die Pummerin schmolz damals im Feuer und konnte erst 10 Jahre später wieder gegossen werden. Später konnte man die bunten Dachziegel symbolisch kaufen, damit die Kathedrale wieder gedeckt werden konnte und ich bin stolz darauf, dass 10 Ziegel des Daches mir gehören, weil ich sie mit meinem Taschengeld erworben habe. Der Dom selbst ist seit diesen Tagen vor nun 61 Jahren eine ewige Baustelle.

Der Steffl ist uns Wienern eben ans Herz gewachsen.
Gottlob ist gestern nicht viel passiert. Heute haben die Ermittlungen ergeben, dass offenbar ein unachtsam von der Turmstube beim Fenster hinausgeworfene Zigarette diesen kleinen Brand ausgelöst haben dürfte. Es besteht dort zwar ein absolutes Rauchverbot, aber manche Leute halten sich eben nicht daran. Wahrscheinlich war der Übeltäter ein Tourist, denn kein normaler Wiener würde bei dieser Hitze die 367 Stufen hinaufsteigen.

Nun, Ende gut, alles gut.

PS,: ich bin gerne bereit zu erklären, was es mit den verschiedenen Arten von Kaffee auf sich hat, wenn das jemanden interessiert.
lianeliane - 8. Aug, 10:48

ja mich interessiert das!
und ich freu mir ein loch in den bauch, dass ich dich wieder gefunden habe ;o)
musste dieser tage viel an dich denken, weil ich hapes buch über den jakobsweg gelesen habe. (deine beschreibung hat mich wesentlich mehr mitgenommen!)

lg
liane

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Geboren vor langer, langer Zeit,. 2 Kinder, 2 Enkelkinder. Nach 44 Jahren Ehe seit 2003 Witwe, . Von Natur aus fröhlich . Auf dem Weg zu mir selber . Ich erteile mir hier im weblog stets selber Lektionen, indem ich über verschiedene Themen reflektiere. Beim Schreiben kann ich in meine Gedanken Klarheit bringen und komme aus belastenden "Gedankenmühlen" heraus. sehr viel kann man über mich erfahren, wenn man http://www.pixelmania.at/user/Jakobsweg anklickt

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